Andries ter Heide
Vita
Andries ter Heide wurde 1939 in einer ländlichen Umgebung von Steenwijkerwold in den Niederlanden geboren (gestorben am 08. Oktober 2023 in Osnabrück). Als junger Mann kam er nach Osnabrück um Auslandserfahrungen zu sammeln. Er verliebte sich, gründete eine Familie. Einige Jahre arbeitete er im technischen Bereich, zuletzt als Maschinenbautechniker. Da er seit seiner Kindheit einen engen Bezug zur Kunst und hierbei insbesondere zur Malerei hatte, eröffnete er Anfang der siebziger Jahre eine Kunstgalerie unter dem Namen „Elckerlyck“ in der Hegerstraße in Osnabrück. Parallel dazu begann er selbst intensiver zu malen und wurde als kunsttherapeutischer Mitarbeiter im ehemaligen Landeskrankenhaus Osnabrück tätig. Mit Patienten der Klinik organisierte er u.a. eine Ausstellung der entstandenen Bilder in seiner Galerie.
Der Schwerpunkt des Interesses des Malers verlagerte sich währenddessen auf die Sozialpädagogik. Er studierte nebenberuflich Diplom-Pädagogik an der Universität Osnabrück und engagierte sich in diversen Projekten, die er zum Teil initiierte, konzipierte und durchführte. Zu diesen Projekten gehörten u. a. die „Bürgerinitiative Lagerhalle“, das Studentenprojekt „Treff 82“- ein Patientenclub für psychisch Kranke, Nichtbetroffene, „Saftladen“ und eine Wohngruppe für Alkoholkranke sowie die Erstellung des Sozialen Handbuches für die Stadt Osnabrück.
Nachdem er sich aus den Projekten zurückgezogen hatte, widmete er sich ausschließlich der Malerei und stellte seine Bilder unter anderem in Delmenhorst, in Westerkappeln und in Werksausstellungen im Gemeinschaftsatelier in der Dielinger Straße in Osnabrück aus.
Er lebt heute mit seiner Ehefrau in einer Hofgemeinschaft in Evinghausen im Osnabrücker Land.
Zum Verständnis der Bilder
Ein grundlegendes Thema des Malers ist das Spiel mit der Perspektive. Während in der üblichen perspektivischen Darstellung die Bildelemente zum Horizont hin kleiner werden, vergrößert der Maler das Dargestellte, je weiter es vom Betrachter entfernt ist. Hinter dieser Darstellungsweise verbergen sich lebensbiographische Aspekte. Je älter Menschen werden, desto größer und bedeutender treten die Erinnerungen aus Kindheit und Jugend ins Bewusstsein. Gegenstände, Orte, die in der Kindheit wichtig waren, erscheinen im Rückblick oft viel größer, als sie in der Realität waren.
Auch emotionale Erlebnisse werden in der Kindheit und der Pubertät tiefer, mit sehr viel mehr Bedeutung wahrgenommen, als in späteren Lebensphasen. Menschen erleben, dass die Zeit immer schneller zerrinnt, je älter sie werden. Das Erlebte fließt weniger eindrücklich an ihnen vorbei.
Der Aspekt unterschiedlicher Lebensphasen und der Eindrücke, die diese hinterlassen wird vom Maler in Form von Köpfen und Gesichtern aufgearbeitet, die zur Hälfte größer und älter sind und zur anderen Hälfte kleiner und jünger.
Ein weiteres Spiel mit der Perspektive ist die Absicht des Malers, in seinen Bildern eine dritte Dimension durchscheinen zu lassen, obwohl tatsächlich nur einen zweidimensionale Darstellung vorliegt.
Die Inhalte der Bilder spiegeln nicht die Realität, sondern ermöglichen neue Gesichtspunkte für den Betrachter.
Bei der Vertiefung in die Bilder findet der Betrachtende „Wohnungen für die Seelen der Menschen“ in unterschiedlichen Lebensphasen.
Je nach der Stimmung wird das Spiel der Perspektiven lebhaft oder düster mit entsprechenden Farben untermalt. Die Häuser, Kirchen, Wohnungen der Seelen scheinen oft abgehoben vom Erdboden, losgelöst, schwerelos schweben sie wie selbstverständlich nebeneinander her in unterschiedlicher Perspektive.